Richtungswahrnehmung in komplexen Hörumgebungen mit Cochlea Implantaten Bernhard U. Seeber MRC Institute of Hearing Research, Nottingham, UK Cochlea Implantate (CIs) helfen vielen tauben Personen, Sprache in ruhiger Umgebung zu verstehen. Hintergrundschalle und Raumhall erschweren jedoch das Sprachverständnis oder machen es sogar umöglich. Eine räumliche Separation von Sprache und Störschall hilft dem Sprachverstehen mit normalem Hören, wohingegen mit CIs die damit verwandte Lokalisationsfähigkeit häufig nur eingeschränkt vorhanden ist. Die Lokalisation mit CIs basiert überwiegend auf der Auswertung von interauralen Pegeldifferenzen, während Zeitdifferenzen dagegen mit normalem Hören ausschlaggebend sind. Die vorliegende Studie untersucht, ob der Präzedenzeffekt, der die Lokalisation am Ort der Schallquelle trotz des späteren Eintreffens von Schallreflexionen ermöglicht, auch mit CIs auftritt. Etwa die Hälfte der Probanden zeigte keinen Präzedenzeffekt, aber einige Patienten konnten ein Objekt am Ort des Direktschalls, d.h. ungestört von den Reflexionen, lokalisieren. Dies erfordert eine Unterdrückung der binauralen Information der Reflexion. Die Ergebnisse zeigen, dass dies möglich ist ohne Information aus der zeitlichen Feinstruktur zu verwenden. Weitere Ergebnisse mit normalhörenden Personen bestätigen dies mit Schallen, die mit Vocodern bearbeitet wurden. Es stellt sich jedoch die zusätzliche Bedingung, dass die Tonhöhen der Trägersignale an beiden Ohren angepasst sein müssen. Dies schlägt für CIs vor, dass die Tonhöhen oder Stimulationsorte der Elektroden an beiden Ohren angepasst sein müssen. Trotz der Beschränkung der Information auf die Signalhüllkurve in CIs ist der Präzedenzeffekt möglich, eine gute Anpassung der Stimulationsorte scheint jedoch Voraussetzung zu sein.